In der Tageszeitung Die Welt verteidigt der Schriftsteller Michael Kleeberg Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl. Zumindest war dessen Regierungszeit keineswegs der lange Stillstand, zu dem sie nachträglich und zu Unrecht verunglimpft wird. Deutschland wurde immerhin hedonistisch:
“Als ich fortging (nach Frankreich), verließ ich Freunde, die im Studium steckten oder in der Berufsausbildung, in kleinen Buden oder WGs lebten, alte Kadetts fuhren, sauren ‘La Pinte’-Wein tranken und den militärisch-industriellen Komplex der kapitalistischen Länder für den bevorstehenden Atomkrieg verantwortlich machten.
Als ich zurückkehrte dann, traf ich Mercedesfahrer, Eigenheimbesitzer, Golfspieler, Cohibaraucher und Bordeauxtrinker an, die plötzlich so etwas wie Selbstironie praktizierten. Und alle sagten mir, wie sehr sie unter der unerträglichen Langeweile und dem Stillstand der Kohlära gelitten hätten. Allesamt hatten sie soeben Joschka Fischer gewählt, und allesamt hatten sie es in jenen langweiligen Jahren zu etwas gebracht.”