Alan Poseners Kolumne: Henryk M. Broders Farce ist vorbei


Der britisch-deutsche Journalist Alan Posener kommentiert wöchentlich das Zeitgeschehen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur für HIRAM7 REVIEW.

Von Alan Posener
Die Welt / Welt am Sonntag  / HIRAM7 REVIEW

Nach zwei Wochen war die Farce vorbei. In der letzten Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zog Henryk M. Broder seine Kandidatur für den Posten des Zentralrats der Juden in Deutschland zurück.

Buchen unter eiaculatio praecox, mochte man meinen, und zu wichtigeren Dingen übergehen, wozu ziemlich alles gehört, was man sich denken kann – hätte der Spiegel nicht in der „Hausmitteilung“ vom 2. November 2009 behauptet, der „Meister der gezielten Provokation“ habe deshalb auf die Fortsetzung seines Wahlkampfs verzichtet, weil er bereits sein Ziel erreicht habe. Denn „die subversive Kraft der Provokation entfaltete ihre Wirkung – eine ernsthafte Diskussion über die Vertretung der Juden in Deutschland ist jetzt entbrannt.“

Ach ja? Über das Niveau dieser brennenden Diskussion, die wir so nötig haben wie die „Sarrazin-Kontroverse“ oder den „Sloterdijk-Streit“, und über ihre Nutznießer, habe ich in meinem letzten Posting geschrieben. Nun hat sich auch Henryk in meinem Sinne geäußert und damit den redaktionellen Bullshit von der „ernsthaften Diskussion“ entlarvt.

In einem zweiseitigen Beitrag über sich selbst schreibt er im Spiegel:

„Zugleich scheint der Übergang zwischen echtem Leben und virtueller Welt immer einfacher zu werden. Die Linke nominiert für das Amt des Bundespräsidenten einen TV-Kommissar, der davon träumt, Banker eigenhändig zu verhaften. Schauspieler, die in Soaps Ärzte spielen, machen in Talkshows Vorschläge zur Optimierung der Gesundheitsreform. Der FDP-Veteran Rainer Brüderle traut sich zu, den Wirtschaftsminister zu geben. Da könnte auch Boris Becker Familienminister werden und ich – Präsident des Zentralrats der Juden“

Genau. Wobei die opportunistische Attacke auf Brüderle, um dem besserwisserischen Spiegel-Leser zu gefallen, typisch ist – der ausgewiesene Wirtschaftsfachmann gehört weiß Gott nicht in die Reihe Peter Sodann, Soap-Stars, Boris Becker, Henryk M. Broder. Eher fallen einem zur Ergänzung dieses Ruhmesreigens Oskar Lafontaine und Gregor Gysi ein, ebenfalls Selbstdarsteller, die immer bloß so tun, als könnten sie ein Amt ausfüllen, und die beide nach kurzer Zeit in der Verantwortung die Brocken hingeschmissen haben.

Was an Henryk seit einiger Zeit so peinlich ist – das ist die Tatsache, dass er sich zum Ausleben seiner Provokationssucht immer Objekte vorknöpft, die ihm nicht Paroli bieten können oder wollen – intellektuelle Fliegengewichte wie Frau Hecht-Galinksi; Leute, die ohnehin von der antisemitischen Meute verhasst sind wie Michel Friedman; oder Institutionen, die sich zu schade sind, sich mit ihm in der Gosse zu prügeln: das Zentrum für Antisemitismusforschung etwa oder eben den Zentralrat. „Pick on someone your own size“ hieß es in meinem britischen Internat, wenn sich etwa einer der pubertierenden Rüpel einen kleinen Jungen vornahm. Der Appell an die Mannesehre verfehlte selten ihre Wirkung.

Gut, das war England. Und dennoch möchte ich an Henryk appellieren: „Pick on someone your own size“; zum Beispiel deinen Arbeitgeber, den Spiegel. Was kann der schon machen, hat er dich nun ganz offiziell in einer Hausmitteilung zum „Meister der gezielten Provokation“ erklärt? Nichts kann er machen, du gehörst doch zum Inventar.

Wie du weißt, vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendeine anti-israelische Spitze in diesem „Nachrichten“-Magazin erscheint – just in jener Ausgabe, in der deine heldenhafte Provokation des Zentralrats gefeiert wurde, endete ein Artikel, in dem es um den von Israel vereitelten Versuch Syriens ging, einen Atomreaktor zu bauen, mit dem Hinweis, „viele radikale Israelis“ wollten einen Staat, der vom Euphrat bis zum Mittelmeer reicht. Will sagen: kann man es den Syrern verdenken, wenn sie sich wehren wollen?

Pick on someone your own size, Henryk. Man überlebt es. Schau mal:

http://www.kaidiekmann.de/friendly-fire/2009/11/04/

Und weil es so schön war, hier das Ganze noch einmal live:

http://www.welt.de/videos/debatte/article5070626/Broders-Bullshit.html#autoplay

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2 Responses to Alan Poseners Kolumne: Henryk M. Broders Farce ist vorbei

  1. Malte says:

    Bitte keine Zensur, da derjenige der das R- in seine Videokommentaren betont, wie man es dem Verbrecher A.H. ziemt, sich eine klare Aussage gefallen lassen sollte.

    Und jetzt das bereits einmal zensierte:

    Herr Posener, Sie sind sicher nicht in seiner Liga, sondern weit darunter.

    Die günstige Zeit der 70iger Jahre, in der jeder, der nicht schnell genug auf den Bäumen war, einen Einstieg im Journalismus auf Grund politischer Gesinnung bekam, hat Sie erst möglich gemacht.

    Sie sind so ein Spießer, der es halt nicht verkraftet, wenn ein Schreiber, die Möglichkeit hat, sich einer anderen Tätigkeit zuzuwenden, sondern an seiner Stelle verhaftet ist.

    Nicht das Sie mich falsch verstehen, Herr Broder hat soziopathische Züge, aber Sie sind schwer gestört.

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